Als der grosse Schrecken kam

Als der grosse Schrecken kam

Als der grosse Schrecken kam
wurde ich stumm
Fisch mit der Totenseite
nach oben gekehrt
Luftblasen bezahlen den kämpfenden Atem
Alle Worte Flüchtlinge
in ihren unsterblichen Verstecken
wo die Zeugungskraft ihre Sterngeburten
buchstabieren muss
und die Zeit ihr wissen verliert
in die Rätsel des Lichtes

-Nelly Sachs, keine genauen Angaben


Formale Analyse:

Das Strophenschema beinhaltet eine Strophe mit zehn Versen.

Das Gedicht besteht aus zehn reimlosen Versen. Das Metrum ist unregelmässig. Es handelt sich um ein Prosa Gedicht.


Autorin und Hintergrund:

Abb. 1

Nelly Sachs kam am 10. Dezember 1891 in Berlin auf die Welt. Sie stammt von einer jüdischen deutsche-schwedische Familie ab. In der Mädchenschule, die sie besuchte, lernte sie Selma Langerlöf (Schriftstellerin) kennen und war sehr von ihr beeindruckt. Angeregt durch dieses Vorbild schrieb sie mit 17 Jahren ihre ersten Gedichte. 1921 veröffentlichte Nelly Sachs unter dem Titel „Legenden und Erzählungen“ ihren ersten Gedichtband. Der österreische-jüdische Schriftsteller Stefan Zweig hat sie bei dem Publizieren ihres Werkes sehr unterstützt.

1939 brach der Zweiter Weltkrieg aus. Da Nelly Sachs Jüdin war, wusste sie, dass sie unbedingt fliehen musste, sonst würde das für sie den Tod bedeuten. Sie schaffte es, im Mai 1940 mit ihrer Mutter im Flugzeug nach Schweden zu reisen.

Ihr Vater starb 1930 an Krebs. Dies war für Nelly ein harter Schicksalsschlag. In den ersten Jahren in Schweden schrieb sie nur sehr wenige Gedichte, und als der Krieg vorbei war, übersetzte sie hauptsächlich schwedische Gedichte ins deutsche. Doch dann begann sie ab 1946 wieder ihre eigenen Gedichte zu schreiben, für die sie 1966 mit dem Nobelpreis der Literatur belohnt wurde. Obwohl Nelly sehr gut schwedisch konnte, blieb sie beim Schreiben immer im deutschen.
Im Mai 1970 starb sie, genau so wie ihr Vater an Krebs.


Themenbezug:

Nelly Sachs war eine von vielen jüdischen Flüchtlingen, die während des Zweiten Weltkrieges fliehen mussten. Ich finde, dieses schwere Schicksal, wird in diesem Gedicht greifbar gemacht.

Nur schon im Titel wurde mir klar, wie schlimm es für Nelly Sachs war, als sie reflektierte, dass der einzige Ausweg die Flucht war. Im ganzen Gedicht schreibt die Autorin immer wieder von der andauernden Angst, die sie selbst hatte. Mit dem Vers zehn wird verbildlicht, dass sogar die Zeit an Wichtigkeit verliert. Das Alltägliche wird nebensächlich und das Einzige was zählt, ist das Überleben.


Quellen:

Deutschlandfunk, https://www.deutschlandfunk.de/mehr-als-eine-deutschsprachige-dichterin-juedischer-herkunft.700.de.html?dram:article_id=84564, 24.10.2018, 18.15 Uhr

Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Nelly_Sachs , 8.11.2018, 17.30 Uhr

Institut für Frauen-Biographieforschung, http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/nelly-sachs/, 8.11.2018, 17.45 Uhr

Abb. 1, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Nelly_Sachs, 8.11.2018, 17.00 Uhr

2 Antworten auf „Als der grosse Schrecken kam

  1. Liebe Carolin
    Ich empfinde das schlichte, schwarz-weisse Design deines Blogs als sehr schön. Die Bilder, die du, wenn ich richtig verstanden habe, selbst gemacht hast, sind überaus passend. Deine Beiträge, besonders jene zu den Autoren, sind interessant zu lesen, da sie sehr vielseitig sind. Man merkt, dass du dich mit den Gedichten auseinandergesetzt und ausführlich zu deren Autoren recherchiert hast.
    Überhaupt ist deine Sprache angenehm und verständlich. Man versteht, was du sagen möchtest.
    Das einzige, was du noch tun solltest, ist, den Text noch einmal durchzulesen und zu verbessern. Teilweise hast du einzelne Buchstaben oder Wörter vergessen, was andere bereits in ihren Kommentaren erwähnt haben.
    Liebe Grüsse, Léonie

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