Sonett in der Emigration

Sonett in der Emigration


Verjagt aus meinem Land muß ich nun sehn                                          
Wie ich zu einem neuen Laden komme, einer Schenke
Wo ich verkaufen kann das, was ich denke
Die alten Wege muss ich wieder gehen.


Die glattgeschliffenen durch den Tritt der Hoffnungslosen!
Schon gehend, weiss ich jetzt noch nicht: zu wem?
Wohin ich komme, hör ich: Spell your name!
Ach, dieser „name“ gehörte zu den großen!


Ich muss noch froh sein, wenn sie ihn nicht kennen
Wie einer, hinter dem ein Steckbrief läuft
Sie würden kaum auf meine Dienste brennen.


Ich hatte zu tun mit solchen schon wie ihnen
Wohl möglich, daß sich der Verdacht da häuft
Ich mocht auch sie nicht allzu gut bedienen.

-Bertolt Brecht, 1941-1947


Formale Analyse:

Das Strophenschema des Gedichtes beinhaltet vier Strophen aus jeweils vier Versen, wobei die letzten zwei Strophen mit jeweils drei Versen geschrieben sind. Wie im Titel schon erwähnt ist, handelt es sich somit um ein Sonett.

Das Gedicht besteht aus mehreren Umarmenden Reimen, aber mit  zwei Unregelmässigkeiten:  Hoffnungslosen ( Vers 5), grossen (Vers 8) und wem( Vers 6), Name (Vers 7). Das Metrum ist ein fünfhebiger Jambus. Die Kadenz wechselt zwischen weiblicher und männlicher Kadenz ab. 


Autor und Hintergrund:

Abb. 1

Bertolt Brecht ist am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und am 14. August 1956 in Ost-Berlin gestorben. Er war ein einflussreicher deutscher Dramatiker, Librettist (Textbuch von Opern) und Lyriker des 20. Jahrhundert. Brecht hat schon von klein auf angefangen zu dichten. Mit fünfzehn brachte er mit einem Freund die erste Schülerzeitung heraus.

Während des Ersten Weltkrieges gelang es ihm, Gedichte von der Front in regionalen Medien unterzubringen.  Eigentlich studierte Brecht Medizin und Philosophie, doch er besuchte fast nur die Philosophie Vorlesungen.

Bertolt Brecht flüchtete am 28. Februar 1933 mit seiner Familie und ein paar Freunden über Prag und Wien bis nach Zürich. Doch Zürich wurde ihm schnell zu kostspielig. Aus diesem Grund ging es schnell weiter nach Dänemark. Doch weil Brecht eine sehr kommunistische Denkweise hatte, wurde er dort ausgebürgert. 1941 ging es mit seiner Familie weiter nach Schweden und Finnland. Im Sommer 1941 kamen immer mehr Millitarsgruppen, somit ging die Reise weiter für die Familie. Mit dem sibirischen Express fuhren sie bis nach Moskau. Von dort aus flüchtete Brecht mit seiner Familie mit einem Schiff nach Amerika.

Brecht schrieb nicht nur  Texte über seine Flucht, sondern verfasste auch sehr politische Texte.


Themenbezug:

Sonette sind normalerweise fröhliche Gedichte, doch im ersten Vers wird klargestellt, dass Brecht seine Heimat verlassen musste. Als Vertriebener war er auf der Suche nach einer Schenke. Eine Schenke ist eine Gasthaus, in dem gewöhnlich ausschliesslich Bier ausgeschenkt wird und sich meist die einfachere Bevölkerung trifft. Brecht spricht davon, dort seine Werke unter das Volk bringen will. Doch er muss sich zuerst noch zurechtfinden in einem neuen Land (Amerika). 

In den letzten Strophen wird klar, dass Brecht lieber anonym, als bekannt war. Ihm war es unangenehm, bekannt zu sein. Im siebten Vers beschrieben Brecht, dass ihn überall wo er war, alle nach seinem Namen gefragt haben. 


Quellen:

Bertolt Brecht, Gesammelte Werke 10, Gedichte 3, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1967, Seite 831.

Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Bertolt_Brecht, 9.11.2018, 14.00 Uhr.

Spiegel.de, http://www.spiegel.de/einestages/bertolt-brecht-im-exil-der-zweifler-in-hollywood-a-951057.html, 9.11.2108, 14.15 Uhr.

Duden, https://www.duden.de/rechtschreibung/Schenke, 9.11.2018, 14.20 Uhr. 

Abb. 1 : Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Bertolt_Brecht, 8.11.2018, 10.00 Uhr

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